Kapitel 18:
Die Relativität der Zeit und die Realität des Schicksals
Mit dem, was wir bisher erläutert haben, ist es unbestreitbar geworden, dass wir niemals direkten Kontakt mit dem dreidimensionalen Raum der Realität haben und dass wir unser ganzes Leben im Geiste verbringen. Das Gegenteil zu behaupten, wäre weit entfernt von Logik und Wissenschaft. Es gibt keinen gültigen Beweis, dass die physische Welt vorhanden ist.
Diese Tatsache widerlegt die Grundprämisse der materialistischen Philosophie, die auch die Grundlage der Evolutionstheorie ist, und besagt, dass die Materie absolut und ewig sei. Die zweite Hypothese auf der die materialistische Philosophie beruht, ist die Annahme, dass die Zeit absolut und ewig sei. Diese Annahme ist in gleichem Maß ein Aberglauben, wie die erstere.
Die Wahrnehmung der Zeit
Zaman algısı bir anın bir başka anla kıyaslanmasıyla oluşur. Örneğin, karşılaşan iki insanın birbirlerine ellerini uzatmaları ile tokalaşmaları arasında bir süre geçtiğini düşünürüz.
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Die Empfindung, die wir “Zeit” nennen, ist eigentlich ein Vergleichsverfahren eines Moments mit dem anderen. Dies können wir mit einem Beispiel erläutern: Wenn wir beispielsweise gegen einen Gegenstand schlagen, gibt es ein bestimmtes Geräusch. Wenn wir fünf Minuten später wieder gegen denselben Gegenstand schlagen, gibt es wieder das gleiche Geräusch. Die Dauer zwischen dem ersten und dem zweiten Geräusch nimmt man als Zeit wahr. Eigentlich besteht das erste Geräusch, wenn man das zweite Geräusch hört, nur aus einer Illusion im Gehirn. Es ist nur eine Information, welche im Gedächtnis ist. Man bekommt die Zeitempfindung, in dem man “das Erlebte im Gedächtnis mit dem jetzigen Moment den man lebt” vergleicht. Wenn es diesen Vergleich nicht gäbe, gäbe es auch keine Zeitempfindung.
Genauso macht jemand einen Vergleich, wenn er jemanden beobachtet, der durch die Tür hereinkommt und sich danach auf das Sofa setzt. Die Bilder der Person, die man beobachtet, wie sie die Tür aufmacht und auf das Sofa zugeht, sind nur Informationen, die sich im Gehirn befinden. Die Zeitempfindung entsteht, wenn man zwischen diesem Wissen und dem Hinsetzen der Person einen Vergleich zieht.
Zeit entsteht, indem man zwischen Erinnerungen Vergleiche anstellt. Wenn jemand kein Gedächtnis hat, kann das Gehirn solche Interpretationen nicht machen und so hat er auch keine Zeitempfindung. Der Grund, dass ein Mensch sagt, “Ich bin 30 Jahre alt”, ist, dass er zu den vermeintlichen 30 Jahren Erinnerungen im Gehirn angesammelt hat. Wenn er kein Gedächtnis besäße, würde er nicht denken, dass diese Zeitspanne vergangen sei, sondern wäre nur mit dem “Moment”, den er erlebt, konfrontiert.
Die wissenschaftliche Erklärung für Zeitlosigkeit
Wir zeigen einige Beispiele von Wissenschaftlern und Denkern, die ihre Meinungen dazu erläutert haben, um dies verständlicher zu machen. Der berühmte Nobelpreisträger, Professor der Genetik und Denker François Jakob, schreibt in seinem Buch Le Jeu des Possibles (Spiel der Möglichkeiten) über den Rückfluß der Zeit:
Filme die rückwärts laufend gezeigt werden, ermöglichen es uns, uns eine Welt vorzustellen, in der die Zeit rückläufig ist. Eine Welt, in der die Milch sich vom Kaffee trennt und aus der Tasse ins Milchkrügchen springt; eine Welt, in der Lichtstrahlen von Wänden ausgestrahlt werden um in einer Falle (Gravitätszentrum) gesammelt zu werden, anstatt von einer Lichtquelle auszuströmen; eine Welt, in der ein Stein in erstaunlichem Zusammenspiel mit unzähligen Wassertropfen aus dem Wasser springt und in ansteigender Flugbahn in der Hand des Menschen landet. In solch einer Welt jedoch, in der die Zeit solche entgegengesetzten Eigenschaften besäße, würden auch die Vorgänge in unserem Gehirn und die Art und Weise, in der unser Gedächtnis Information zusammenstellt, in gleicher Weise rückläufig funktionieren. Das Gleiche trifft auf die Vergangenheit und die Zukunft zu, und die Welt würde uns genauso erscheinen, wie sie uns gegenwärtig erscheint.206
Da unser Gehirn an eine bestimmte Reihenfolge gewöhnt ist, verläuft die Welt nicht wie oben beschrieben, und wir denken sie läuft vorwärts. Aber eigentlich ist dies nur eine Entscheidung, die im Gehirn getroffen wird, und sie ist relativ. In Wirklichkeit wissen wir nicht, wie die Zeit läuft und ob sie überhaupt läuft. Das zeigt, dass die Zeit nicht absolut, sondern nur eine Empfindung ist.
Dies hat auch einer der größten Physiker, Albert Einstein am Ende seiner allgemeinen Relativitätstheorie begründet. In seinem Buch The Universe and Dr. Einstein (Einstein und das Universum) schrieb Lincoln Barnett zu diesem Thema folgendes:
Zusammen mit absolutem Raum hat Einstein auch das Konzept der absoluten Zeit – als einen unveränderlichen, unhaltbaren universellen Zeitfluß der aus unendlicher Vergangenheit in unendliche Zukunft läuft – abgelehnt. Ein Großteil der die Relativitätstheorie umgebenden Undurchsichtigkeit, rührt daher, dass der Mensch sich sträubt, zu erkennen, dass Zeitempfindung, ebenso wie Farbenempfindung, eine Form der Wahrnehmung ist. Ebenso wie der Raum nur eine mögliche Anordnung von materiellen Objekten ist, so ist die Zeit nur eine mögliche Anordnung von Ereignissen. Die Subjektivität der Zeit wird am besten durch Einsteins eigene Worte erklärt: "Die Erfahrungen eines Individuums erscheinen uns als eine angeordnete Folge von Geschehnissen. In dieser Folge erscheinen die einzelnen Ereignisse, an die wir uns erinnern, entsprechend den Kriterien 'vorher' und 'nachher' angeordnet zu sein. Es gibt daher für das Individuum eine Ich-Zeit, oder subjektive Zeit. Diese ist als solche nicht meßbar. Ich kann natürlich den Ereignissen Zahlen in der Weise zuordnen, dass die größere Zahl dem späteren Ereignis zugehörig ist, anstatt dem früheren".207Einstein selbst wies darauf hin, wie Barnetts in seinem Buch zitiert: "Raum und Zeit sind Formen der Intuition, die in keiner Weise mehr vom Bewußtsein getrennt werden können als unsere Konzepte von Farben, Form und Größe". Entsprechend der allgemeinen Relativitätstheorie hat "Zeit keine unabhängige Existenz, anders als die Anordnung der Ereignisse, durch die wir sie messen".208
Unsere subjektive Zeitwahrnehmung entsteht aus dem Vergleich eines Moments mit einem anderen Moment. Wir stellen uns zum Beispiel vor, dass bestimmte Zeitintervalle vergehen zwischen der Aussaat eines Samens, dem Blühen der Blumen der daraus entstehenden Pflanze und dem Pflücken der Blumen und deren Arrangement in einem Bukett – und das nennen wir "Zeit". Doch in Wahrheit ist es eine Wahrnehmung, die entsteht, wenn man das, was "in diesem Moment" geschieht, bestimmten Ereignissen gegenüber stellt, die zuvor passiert sind.
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Da die Zeit nur aus Wahrnehmungen besteht, ist sie vom Wahrnehmenden abhängig, also ist sie ein relativer Begriff.
Die Geschwindigkeit des Zeitablaufs ändert sich je nach den Referenzen, mit denen wir unsere Vergleiche anstellen. Denn im Körper des Menschen befindet sich keine Uhr, die den Zeitablauf in absoluter Genauigkeit anzeigt. So wie Barnett beschreibt, “Wenn es keine Augen gibt, die die Farben bestimmen, dann gibt es auch keine Farben”. Genauso sind der Moment, die Stunde oder der Tag ein “Nichts”, wenn es kein Ereignis gibt welches die Zeit anzeigt.209
Die Relativität der Zeit erlebt man sehr deutlich im Traum. Auch wenn wir das Gefühl haben, dass die Ereignisse im Traum Stunden gedauert haben, hat alles in Wirklichkeit nur ein paar Minuten oder sogar nur ein paar Sekunden gedauert.
Um das leichter zu verstehen, stellen wir uns vor, wir säßen in einem speziell hergerichteten Zimmer, welches nur ein Fenster hat und verbringen darin einige Zeit. Im Zimmer soll auch eine Uhr sein, die uns die Zeit angibt. Gleichzeitig sollen wir durch das Fenster sehen können, wie die Sonne in bestimmten Abständen auf- und untergeht. Nach ein paar Tagen werden wir gefragt, wie lange wir dort geweilt haben. Unsere Antwort wird die Information sein, die wir daraus gezogen haben, den Sonnenauf- und -untergang beobachtet und auf die Uhr geschaut zu haben. Angenommen, wir hätten berechnet, dort drei Tage verbracht zu haben. Wenn derjenige, der uns in dieses Zimmer gebracht hat, kommt und sagt, “Du hast in diesem Zimmer nur zwei Tage verbracht; der Sonnenauf- und -untergang war künstlich und die Uhr wurde absichtlich schneller eingestellt”, dann haben alle unsere Berechnungen keinen Wert mehr.
Dieses Beispiel zeigt uns, dass unser Wissen über die Geschwindigkeit des Zeitablaufs nur von den Referenzen der wahrnehmenden Person abhängig ist.
Die Relativität der Zeit ist eine wissenschaftlich bewiesene, konkrete Wahrheit. Die allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein legt offen dar, dass der Zeitablauf sich nach der Geschwindigkeit und nach der Entfernung zum Anziehungsort eines Körpers ändert. Je stärker die Geschwindigkeit steigt, desto kürzer und gedrängter ist die Zeit; und mit geringerem und langsameren Verlauf kommt sie zu einem Punkt, als ob sie fast stehenbleiben würde.
Das erklären wir mit einem Beispiel von Albert Einstein. In diesem Beispiel wird einer von zwei Zwillingen auf der Erde bleiben, und der andere wird mit Lichtgeschwindigkeit auf eine Reise durch den Weltraum geschickt. Wenn er zurückkehrt, wird er seinen Zwilling auf der Erde mehr gealtert vorfinden. Der Grund dafür ist, dass die Zeit für den Zwilling der im All war, langsamer ablief. Das gleiche Beispiel bei einem Vater und seinem Sohn; “Wenn der Vater 27 und der Sohn 3 Jahre alt ist und der Vater kehrt nach 30-Erdenjahren wieder auf die Welt zurück, ist er 30 und der Sohn 33”.210
Der Grund für die Relativität ist nicht etwa, dass die Stunden schneller oder langsamer schlagen, sondern dass die materiellen Systeme bis hin zum kleinsten Teil der Atome in unterschiedlichen Geschwindigkeiten arbeiten. In einer Atmosphäre, in der die Zeit so gekürzt wird, sind die Rhythmen der Herzschläge, Zellteilungen und Gehirnfunktionen langsamer. Der Mensch führt sein tägliches Leben fort, ohne zu merken dass die Zeit sich verlangsamt.
Im Traum macht man die Erfahrung, dass Zeit relativ ist. Obwohl Traumerfahrungen Stunden zu dauern scheinen, sind Träume nur Minuten, manchmal nur Sekunden lang.
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Die Relativität im Quran
Wissenschaftliche Forschungsergebnisse zeigen uns, dass die Zeit keine absolute Wahrheit ist, wie die Materialisten glauben, sondern eine relative Wahrnehmung. Das Interessante daran ist, dass der Quran diese Wahrheit, die die Wissenschaft erst im 20. Jahrhundert entdeckt hat, 14 Jahrhunderte vorher angekündigt hat. Im Quran sind Hinweise, die die Relativität der Zeit zeigen.
Es ist möglich, in vielen Quranversen die wissenschaftlich erwiesene Tatsache zu erkennen, dass die Zeit eine psychologische Wahrnehmung ist, die von Ereignissen und Konditionen abhängt. Zum Beispiel erklärt der Quran, dass die Zeitspanne eines ganzen Menschenlebens nur sehr kurz ist:
Eines Tages wird Er euch rufen, und ihr werdet Ihm mit Lobpreisung antworten und glauben, ihr hättet nur kurze Zeit verweilt.(Sure 17:52 – al-Isra’)
Und an dem Tage, an dem Er sie versammelt, wird es ihnen sein, als hätten sie nur eine Stunde des Tages verweilt und als kennten sich alle. Dann werden die verloren sein, welche die Begegnung mit Gott geleugnet hatten und nicht rechtgeleitet wären. (Sure 10:45 – Yunus)
In vielen Versen wird erklärt, dass die Zeitempfindung der Menschen unterschiedlich ist und der Mensch eine sehr kurze Zeit als sehr lang empfinden kann. Die Gespräche bei der Befragung im Jenseits sind ein Beispiel dafür:
Er wird fragen: “Wieviele Jahre wart ihr auf Erden?” Sie werden sagen: “Wir waren wohl einen Tag oder nur den Teil eines Tages dort. Frag die, welche rechnen können.” Er wird sprechen: “Ihr wart nur ganz kurz da, wenn ihr es nur wüsstet.” (Sure 23:112-114 – al-Mu’minun)
In anderen Versen wird angedeutet, dass die Zeit an unterschiedlichen Orten unterschiedlich abläuft:
... Und siehe, ein Tag bei deinem Herrn ist wie Tausend Jahre von denen, mit denen ihr rechnet. (Sure 22:47 – al-Hadsch)
Die Engel und der Geist steigen zu Ihm in einem Tage, der fünfzigtausend Jahre dauert. (Sure 70:4 – al-Ma’aridsch)
Er lenkt alle Dinge - vom Himmel bis zur Erde. Zu guter Letzt steigt alles zu Ihm empor an einem Tage, dessen Maß Tausend Jahre von denen sind, die ihr zählt. (Sure 32:5 – al-Sadschda)
Zeit ist ein Konzept, das vollständig von dem abhängt, der sie wahrnimmt. Während eine bestimmte Zeitperiode für einen Menschen lang zu sein scheint, kann sie für jemand anderen kurz erscheinen. Um zu verstehen, welche Empfindung die Richtige ist, brauchen wir Instrumente wie Uhren und Kalender. Ohne sie ist es unmöglich, Zeit korrekt zu beurteilen.
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Diese Verse sind eindeutige Erklärungen über die Relativität der Zeit. Dass der Quran diese Tatsache schon vor 14 Jahrhunderten erklärte, zeigt deutlich, dass er von Gott gesandt wurde, Der Herrscher über Raum und Zeit ist.
Die Erzählungen in vielen anderen Quranversen offenbaren, dass Zeit eine Wahrnehmung ist. Zum Beispiel behütet Gott die Gefährten der Höhle, eine Gruppe von Gläubigen, die im Quran erwähnt wird, in einem über drei Jahrhunderte dauernden tiefen Schlaf. Nach dem Erwachen dachten sie, sie hätten nur kurz geschlafen und konnten nicht feststellen, wie lange sie tatsächlich geschlafen hatten:
Da verhüllten Wir ihre Ohren in der Höhle für viele Jahre. Dann weckten Wir sie auf, um wissen zu lassen, wer von den beiden Parteien die Zeitdauer ihres Verweilens am besten zu erfassen vermochte. (Sure 18:11, 12 – al-Kahf)
Und so weckten Wir sie auf, damit sie einander befragten. So fragte einer von ihnen: “Wie lange seid ihr nun hier geblieben?” Sie sprachen: “Wir blieben einen Tag oder den Teil eines Tages.” (Andere) sagten: “Euer Herr weiß am besten, wie lange ihr hier gewesen seid...” (Sure 18:19 – al-Kahf)
Die in dem untenstehenden Vers geschilderte Situation beweist ebenso, dass Zeit eine psychologische Wahrnehmung ist.
Oder den, welcher an einer Stadt vorüberging, die wüst in Trümmern lag. Er sprach: “Wie kann Gott dieser nach ihrer Zerstörung wieder Leben verleihen?” Da ließ ihn Gott Hundert Jahre gestorben sein. Dann erweckte Er ihn und fragte: “Wie lange warst du abwesend?” Er antwortete: “Ich verweilte einen Tag oder den Teil eines Tages.” Er sprach: “Nein, du bliebst Hundert Jahre weg! Betrachte deine Speise und deinen Trank: sie sind nicht verdorben. Und betrachte deinen Esel! Wir machten dich so zu einem Zeichen für die Menschen. Und betrachte die Knochen, wie Wir sie zusammensetzen und alsdann mit Fleisch bekleiden.” Und als ihm dies alles klargemacht worden war, sagte er: “lch weiß (jetzt), dass Gott aller Dinge mächtig ist.” (Sure 2:259 – al-Baqara)
Der obige Vers betont eindeutig, dass Gott, Der die Zeit erschaffen hat, von ihr nicht abhängig ist. Der Mensch andererseits ist an die Zeit gebunden, die Gott bestimmt. Der Mensch ist – wie in dem Vers beschrieben – sogar unfähig, zu wissen, wie lange er geschlafen hat. Deswegen wäre es sehr unvernünftig, die Zeit als absolut zu betrachten, wie es die Materialisten in ihrer deformierten Mentalität tun.
Das Schicksal
Die Relativität der Zeit bringt uns eine wichtige Wahrheit nahe: Zeit ist variabel, ein Zeitabschnitt der für uns Millionen Jahre dauert, kann in einer anderen Zeitdimension nur ein paar Sekunden dauern. Sogar der große Zeitabschnitt zwischen dem Anfang und dem Ende des Universums kann in einer anderen Zeitdimension nicht mal eine Sekunde, sondern nur einen “Augenblick” dauern.
Genau hier liegt die Quelle, die viele Menschen nicht richtig verstehen können und die die Materialisten gar nicht verstehen und daher völlig abstreiten. Schicksal bedeutet, dass Gott alle Geschehnisse der Zukunft bereits weiß, so wie die der Vergangenheit. Eine große Mehrheit der Menschen fragt sich, wie Gott alles schon vorher wissen kann und begreift die Wahrheit des Schicksals nicht. Doch Ereignisse, die noch nicht eingetreten sind, sind nur für uns noch nicht eingetreten. Gott ist völlig unabhängig von Raum und Zeit. Er ist derjenige, Der beides schuf. Deswegen sind für Gott Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart gleichgültig, vor Ihm hat alles bereits stattgefunden und ist vollendet.
Lincoln Barnett beschreibt in seinem Buch The Universe and Dr. Einstein (Einstein und das Universum), wie die Relativitätstheorie diese Wahrheit andeutet. Nach Barnetts Aussage können alle Wesen, nur von “einem kosmischen Verstand mit ganzer Erhabenheit” in ihrer vollen Bedeutung begriffen werden.211 Der von Barnett als “kosmischer Verstand” beschriebene Wille sind das Wissen und die Intelligenz Gottes, Der der Herrscher über das ganze Universum ist. So wie wir von einem Lineal, Anfang, Mitte, Ende und all die dazwischen liegenden Einheiten als ein Gesamtes problemlos in einem einzigen Moment erkennen können, kann Gott die Zeit, von der wir abhängig sind, von Anfang bis zum Ende als einen Moment sehen. Die Menschen aber erleben die Vorfälle nur, wenn die Zeit dafür kommt und werden Zeugen des Schicksals, welches Gott für sie erschaffen hat.
Dabei sollten wir uns auch einmal der Oberflächlichkeit der fälschlichen Auffassungen, die in der Gesellschaft zum Thema Schicksal herrschen, zuwenden. In dieser verkehrten Auffassung steckt ein Aberglaube. Zwar glauben die Menschen, dass Gott ihnen ein Schicksal vorschrieb, jedoch denken sie, dass sie ihr Schicksal manchmal ändern können. Beispielsweise machen sie die Aussage: “Jemand hat sein Schicksal besiegt”, wenn einer einem Unfall knapp entrinnt. Jedoch kann niemand sein Schicksal ändern. Jemand, der dem Tod entronnen ist, ist deshalb nicht gestorben, weil es nicht sein Schicksal war, zu dem Zeitpunkt zu sterben. Diejenigen, die sich selbst mit der Aussage “Ich habe mein Schicksal überwunden” betrügen und sich diese Psyche aneignen, tun das deshalb, weil auch das in ihrem Schicksal geschrieben steht.
Denn das Schicksal ist das Wissen Gottes, der die gesamte Zeit kennt und über Zeit und Raum herrscht. Alles ist schon im Schicksal geschrieben und geschehen.
Dass die Zeit für Gott eine Ganzheit ist, kann man auch aus den Erklärungen des Quran erkennen. Geschehnisse, die noch in unserer Zukunft passieren werden, sind im Quran als geschehen erzählt. Zum Beispiel erzählen die Verse im Quran die Ereignisse, wie die Menschen im Jenseits zur Rechenschaft gezogen werden, als ein bereits erlebtes und beendetes Geschehnis.
Und da wird in die Posaune gestoßen, und schon werden alle in den Himmeln und auf Erden ohnmächtig, außer denen, welche Gott davon ausnimmt. Dann wird noch einmal hineingestoßen, und siehe, sie erheben sich und erkennen. Und die Erde wird im Lichte ihres Herrn leuchten. Dann wird das Buch vorgelegt. Dann werden die Propheten und die Zeugen gebracht und wird zwischen ihnen in Wahrheit entschieden. Und es wird ihnen kein Unrecht geschehen… Doch die Ungläubigen werden in Scharen zur Hölle getrieben… Doch diejenigen, welche ihren Herrn gefürchtet hatten, werden in Scharen in das Paradies geführt… (Sure 39:68-73 – az-Zumar)
Einige andere Verse über dieses Thema sind folgende:
Und jede Seele wird mit einem Treiber und einem Zeugen kommen. (Sure 50:21 – Qaf)
Und der Himmel wird sich spalten; denn an diesem Tag wird er brüchig geworden sein. (Sure 69:16 – al-Haqqa)
Und Er wird sie für ihre Standhaftigkeit mit einem Garten und (Kleidern aus) Seide belohnen. Dort werden sie sich auf Ruhekissen lehnen und dort weder (brennende) Sonne noch schneidende Kälte erleben. (Sure 76:12, 13 – al-Insan)
Und die Hölle anschaulich gemacht wird für den, der (sie) sieht. (Sure 79:36 – an-Nazi’at)
Doch an diesem Tage werden die Gläubigen die Ungläubigen verlachen. (Sure 83:34 – al-Mutaffifin)
Und die Sünder werden das Feuer sehen. Da werden sie die Vorahnung haben, dass sie hineingeworfen und kein Entrinnen daraus finden werden. (Sure 18:53 – al-Kahf)
Wie wir sehen, werden die Ereignisse, die uns nach dem Tod erwarten, im Quran als erlebte und geschehene Ereignisse erzählt. Denn Gott ist nicht an unsere Zeitdimension gebunden. Gott hat all diese Ereignisse in der Zeitlosigkeit gewünscht, die Menschen haben sie ausgeführt und die Ereignisse wurden erlebt und beendet. Dass die kleinen wie die großen, alle Vorfälle, unter Gottes Wissen in einem Buch eingetragen sind, wird im Quran so verkündet:
Du verfolgst kein Geschäft und trägst nichts aus dem Quran vor und ihr betreibt nichts, ohne dass Wir Zeuge eueres Verhaltens sind. Deinem Herrn bleibt auch nicht das Gewicht eines Stäubchens auf Erden und im Himmel verborgen. Und nichts ist kleiner oder größer als dies, ohne dass es in einem Buch klar verzeichnet stünde. (Sure 10:61 – Yunus)
Die Besorgnis der Materialisten
Die vorangegangenen Erklärungen über die Wirklichkeit der Materie, Zeit- und Raumlosigkeit, sind deutliche Wahrheiten. Es handelt sich dabei auf gar keinen Fall, um eine Philosophie oder eine Gedankenrichtung, sondern um eine offensichtliche, unvermeidliche Wahrheit. Neben dem, dass es die technische Wahrheit ist, lassen auch logische und folgerichtige Beweise keine Alternative in dieser Angelegenheit zu: Das Universum mit seiner Materie und die Menschen darin sind illusionäre Wesenheiten, und zwar eine Gesamtheit der sinnlichen Wahrnehmungen unseres Verstandes, mit deren wirklichen Realität wir niemals direkt in Kontakt treten können.
Die Materialisten haben aber Schwierigkeiten das zu verstehen. Wenn wir zum Beispiel Politzers Bus-Beispiel betrachten: Obwohl Politzer die technische Wahrheit, dass man die Grenze der Sinne nicht überschreiten kann, kannte, hat er dies nur für bestimmte Vorfälle akzeptiert. Das heißt, für Politzer haben sich die Geschehnisse im Gehirn abgespielt bis zu dem Punkt, an dem der Bus den Betreffenden anfuhr. Dann gelangten die Geschehnisse auf einmal nach außerhalb des Gehirns und bekamen eine materielle Wirklichkeit. Der Denkfehler ist hier offen erkennbar. Politzer macht denselben Fehler, wie der Materialist Samuel Johnson, der sagte, “Ich trete gegen einen Stein und es tut weh, also existiert er” und konnte es nicht verstehen, dass der Schmerz, der bei dem Unfall zu empfinden ist, nur aus Wahrnehmungen besteht.
Der Grund, warum sie dies nicht verstehen wollen, ist ihre unbewußte Furcht vor der Tatsache, der sie sich gegenüber sehen würden, falls sie es verstünden. Lincoln Barnett spricht über die Furcht, die allein schon die Wahrnehmung dieses Themas bei materialistischen Wissenschaftlern auslöst:
Während die Philosophen die objektive Welt als eine Schattenwelt darstellen, haben die Wissenschaftler die Grenzen der menschlichen Sinne mit Angst und Verzweiflung erahnt.212
Jede Erwähnung der Tatsache, dass wir keinen Kontakt mit der wirklichen Materie herstellen können, und dass Zeit eine Wahrnehmung ist, erregt große Furcht beim Materialisten, denn dies sind die einzigen Entitäten, die er als absolut ansieht. In gewissem Sinn sind sie für ihn Götzen, die er anbetet; denn er glaubt, dass er mittels Evolution durch Materie und Zeit erschaffen wurde.
Wenn er fühlt, dass er das Wesen des Universums, in dem er lebt, nicht erkennen kann, nicht nur die Welt, sondern auch seinen eigenen Körper, andere Menschen, andere materialistische Philosophen, von deren Ideen er beeinflußt ist, wird er überwältigt von dem Schrecken, den dies bei ihm auslöst. Alles, worauf er vertraut und an das er glaubt, verschwinden plötzlich. Er hat ein Vorgefühl der Verzweiflung, die er in reiner Form und voller Bedeutung am Jüngsten Tag erleben wird, wie es im folgenden Vers geschildert ist: “Und an jenem Tage werden sie Gott ergeben sein, und ihre Phantasiegebilde werden ihnen entschwinden.” (Sure 17:87 – an-Nahl)
Von diesem Punkt an versucht dieser Materialist sich selbst zu überzeugen, dass er externe, wirkliche Materie sehr wohl erreichen kann, und er fängt an, “Beweise” dafür zu fabrizieren. Er schlägt die Faust gegen die Wand, tritt gegen Steine, schreit und kreischt. Doch er kann der Realität niemals entkommen.
So wie Materialisten die Realität aus ihren Vorstellungen verbannen wollen, möchten sie andere Menschen dazu bringen, dasselbe zu tun. Sie erkennen: Wenn das wahre Wesen der Materie allgemein bekannt würde, dann würde die Primitivität ihrer eigenen Weltsicht für alle sichtbar werden. Nichts würde übrig bleiben, womit sie ihre Ansichten begründen könnten. Diese Furcht ist die Erklärung dafür, warum sie so sehr verstört werden durch die hier dargelegten Fakten.
Gott sagt, die Furcht der Ungläubigen werde sich intensivieren im Jenseits. Am Tag des Gerichts wird ihnen folgendes geschehen:
Und eines Tages versammeln Wir sie allesamt. Dann werden Wir zu denen, die Gott Partner gaben, sprechen: “Wo sind euere Partner, die ihr (als vorhanden) behauptet?” (Sure 6:22 – al-An’am)
Im Jenseits werden die Ungläubigen Zeugen davon sein, wie ihr Besitz, ihre Kinder, Verwandten und Bekanntenkreise, die sie für wirklich gehalten und Gott gleichgestellt hatten, sie verlassen und verschwinden. Gott schildert diese Situation in dem Vers: “Schau, wie sie sich selber belügen, und wie das, was sie ersannen, ihnen entgleitet.” (Sure 6:24 – al-An’am)
Der Lohn der Gläubigen
Während die Tatsache, dass Materie und Zeit Wahrnehmungen sind, die Materialisten in große Angst versetzt, verhält es sich für die Gläubigen genau umgekehrt. Menschen, die glauben, empfinden eine große Freude, wenn sie das Geheimnis der Materie erkannt haben, denn diese Wahrheit ist der Antwortschlüssel zu allen Fragen. Mit diesem Schlüssel können alle Geheimnisse geöffnet werden. Man wird viele Punkte leicht versehen können, bei deren Verständnis man vorher Schwierigkeiten hatte.
Wie bereits vordem erwähnt, können Fragen, nach dem Tod, dem Paradies, der Hölle, dem Jenseits, den wechselnden Dimensionen und wichtige Fragen wie "Wo ist Allah?", "Was war vor Allah?", "Wer schuf Allah?", "Wie lange dauert der Aufenthalt im Grab?", "Wo sind das Paradies und die Hölle?" und "Wo befinden sich das Paradies und die Hölle gegenwärtig?", einfach beantwortet werden. Und man begreift, mit welch einem System Allah das ganze Universum aus dem Nichts erschuf. Die Fragen nach dem "Wo?" und "Wann?" verlieren sogar gänzlich an Bedeutung durch dieses Geheimnis, denn es bleiben weder Zeit noch Raum. Wenn man die Raumlosigkeit begreift, erkennt man auch, dass die Welt, das Paradies und die Hölle tatsächlich an ein und dem selben Ort vorhanden sind. Wenn man die Zeitlosigkeit begreift erkennt man, dass alles zu ein und dem selben Zeitpunkt geschieht; es gibt kein Warten auf irgend etwas und keine Zeit die verstreicht, denn alles ist bereits geschehen und vollendet.
Wenn der Gläubige dieses Geheimnis bis in seine Tiefen ergründet, wird die Welt zum Paradies für ihn. Alle plagenden materiellen Sorgen, Beunruhigungen und Ängste weichen von ihm. Er erkennt, dass der gesamte Kosmos einen alleinigen Herrscher hat, der die physische Welt je nach Seinem Belieben verändert, und dass alles, was er als Mensch zu tun hat ist, sich Ihm zuzuwenden. Dann gibt er sich Allah völlig hin und "weiht" sich Seinem Dienst. (Sure 3:35 – Al ‘Imran)
Wer dieses Geheimnis verstanden hat, dem ist der größte Gewinn der Welt zuteil geworden.
Mit diesem Geheimnis wird auch eine andere große Wahrheit, die im Quran erwähnt wird, verständlich. Die Wahrheit, dass Gott dem Menschen “näher als die Halsschlagader” (Sure 50:16 – Qaf) ist. Jeder weiß, dass sich die Halsschlagader innerhalb des Körpers befindet. Was kann dem Menschen näher sein als sein Inneres. Dieser Punkt, ist durch die Realität der Raumlosigkeit leicht erklärbar, und auch dieser Vers kann in der Erkenntnis dieses Geheimnisses wesentlich besser verstanden werden.
Dies ist die reine Wahrheit, und es sollte für jedermann feststehen, dass der Mensch außer Allah keinen anderen Helfer und Versorger hat. Es existiert nichts außer Allah. Er ist das einzig absolute Wesen, bei dem man Zuflucht suchen, um Hilfe bitten und auf Lohn hoffen kann.
Wohin wir uns auch drehen, Gottes Antlitz ist überall...
Preis Dir, wir haben nur Wissen von dem,
was Du uns lehrst;
Du bist der Wissende, der Weise.
(Sure al-Baqara, 32)
was Du uns lehrst;
Du bist der Wissende, der Weise.
(Sure al-Baqara, 32)
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